Donnerstag, 23. Oktober 2008

Empfehlungen und Warnungen

Liebe Leute,

lange ist es her da ich meinen letzten Beitrag verfasste. Der Grund dafür liegt darin, dass in den letzten Wochen sehr viel passiert ist, aber im Grunde genommen auch gar nichts. Ich meine man erlebt hier tagtäglich Sachen die man vorher noch nie so gesehen hat, aber man erlebt sie halt für sich und es ist wahnsinnig schwierig das alles wieder zu geben. Wenn man in Deutschland ist und an Freunde denkt die gerade ein fremdes Land bereisen, dann denkt man meistens an ein Feuerwerk an Abenteuern - zumindest geht es mir immer so. Aber eigentlich ist es so, dass ich jetzt hier lebe und das das so ziemlich mein Alltag ist. Ein anderer und vielleicht ein wenig schönerer, aber dennoch Alltag. Und jetzt stell euch vor, ihr solltet alle 1-2 Wochen einen Beitrag über das alltägliche Leben verfassen. Genau. Das was man dann wiedergibt sind immer nur Ausschnitte des alltäglichen Lebens - und zwar meistens die aufregendsten. Aber ich muss ja wiederum auch nicht beschreiben wie ich hier den Müll raus schaffe.

Der aufregende Teil der letzten 2 Wochen war ohne zweifel das Iceland Airwaves Festival. Für umgerechnet 59€ erhielt man ein pinkes Bändchen, welches zum Eintritt in 6 verschiedene Clubs hier in Reykjavík berechtigte. In diesen spielten 4 Tage hintereinander verschiedene Bands aus Island, Großbritannien, Norwegen, Deutschland und Dänemark. Es ist wirklich ein wahnsinnig tolles Festival, welches allerdings immer noch um seine verdiente Anerkennung in der internationalen Musikszene kämpft. Das liegt vor allem daran, dass die Organisatoren vorwiegend auf einheimische Musiker setzen, oder setzen müssen. War es letztes Jahr noch möglich "Bloc Party" als Headliner zu verpflichten, so musste dieses Jahr auf Grund der schwächelnden Krone von einer Verpflichtung derartiger Stars abgesehen werden. Und ich kann nur sagen, dass es der Qualität keinen Abbruch getan hat. In den vier Tagen habe ich mindestens 6 Bands gesehen, deren Qualität Bands wie "Bloc Party" auch durch lebenslanges Üben nicht erreichen werden.

Empfehlungen

Besonders zu empfehlen ist hier vor allem Ane Brun, eine norwegische Künstlerin, die irgendwo zwischen Norah Jones und einer Elfe anzusiedeln ist.

Als weiteres Highlight ist auf jeden Fall die isländische Band "Esja" hervorzuheben, welche die Köpfe mit einer Mischung aus den "Kings of Leon" und dem "Black Rebell Motorcycle Club" zum wippen brachte. Kombiniert wurde das noch durch die Ausstrahlung Freddy Mercurys.


Alles in allem war es echt ein wunderbares Festival bei dem wir eine menge neue und aufregende Bands kennengelernt haben. Man merkt wirklich, dass die Musiker des Landes hier in den kalten und dunklen Wintermonaten eine menge Zeit zum üben haben. Anders kann man sich die Dichte der Qualität bei der Bevölkerungszahl nicht erklären. Konträr zur Qualität verhält sich allerdings das Publikum. Da es so etwas wie eine wirkliche Subkultur - wahrscheinlich größtenteils auf Grund der geringen Bevölkerungszahl - hier nicht gibt hat dies zur Folge, dass jeder junge Mensch (gleich ob er sich denn für Musik interessiert oder nicht) eine Karte für diese Veranstaltung ersteht. So kam es bei dem Konzert von Ane Brun und ihrer ruhigen und melancholischen Musik zu dem Vorfall, dass große Teile des isländischen Publikums sich so laut unterhielten, dass die teilweise sehr laute und harte Sprache die zarte Stimme der Sängerin überdeckte.
Auch ist es wohl für uns unvorstellbar, dass eine ernst zunehmenden Band welche sich mit ihrer Musik in den bereichen des Folk und Blues bewegt, kurz vor Ende ihres Auftritts einen isländischen Schlagerstar auf die Bühne holt (zu welchem Zweck auch immer, es blieb uns verborgen) und das einheimische Publikum kollektiv den Verstand verliert. Als Kerstin und ich uns in unserer Schockstarre darauf hin ein wenig entgeistert ansahen, wurden wir wenig freundlich von einem Isländer darum gebeten doch die Örtlichkeit zu verlassen, wenn uns denn ihr Volksheld Páll Oskar nicht passen würde. Dies taten wir dann auch, was bei folgenden Bildern sicher nur allzu gut zu verstehen ist:


Mit diesen schockierenden Bildern entlasse ich euch für heute.....

Liebe Grüße,

Dieter Thomas Heck

Mittwoch, 8. Oktober 2008

Unterwegs im ärmsten Land der Welt

Tja liebe Leute, so schnell kann es anscheinend gehen. Vor meiner Abreise nach Island war ich mir noch bewusst, dass jetzt eine neue Zeit anbrechen wird. Die deutschen Bierpreise werden nur noch eine schöne Erinnerung- und Currywurst, Döner und Schawarma wohl auch nicht mehr zum Schnäppchenpreis zu haben sein. Diese Vorstellungen wurden dann nach der Ankunft auch aufs schärfste bestätigt und leider noch übertroffen. Na ja, ihr könnte es euch ja ungefähr ausmahlen. Das Bier im Supermarkt ist für wirklich unverschämte 225 Kronen zu haben und für das selbige in der Kneipe sind dann noch mal 400 Kronen Aufschlag fällig. Ausschlaggebend für den Austauschstudenten aus einem Euro-Land ist aber natürlich der Wechselkurs, der dann den realen Preis des kühlen Blonden (und natürlich auch von anderen lebenswichtigen Gütern) bestimmt. Und da kommen jetzt die Vereinigten Staaten von Amerika ins Spiel. Die Banken in diesem schönen freien Land haben bei der Kreditvergabe leider ein wenig zu frei agiert und haben damit den schönen starken Dollar ins Verderben gestürzt. Da der Isländer an sich sowieso immer mit mindestens einem Auge aufs große Nachbarland über den Teich schielt hat er sich natürlich diese Währung als Referenz für die eigenen “isländischen Kronen“ ausgesucht. Und da beginnt das Desaster. Mit dem Fall des Dollars ist auch die isländische Krone mit abgeschmiert und versucht zur Zeit in Sachen Wertverlust die Nachbarwährung aus den Staaten sogar noch zu übertrumpfen. Im Moment auf jeden Fall mit Erfolg! Bekam man Anfang des letzten Jahres gerade einmal 80 Kronen für einen schönen Silberling aus dem Euroland so waren es bei meiner Ankunft hier auf der Insel bereits 120. In den letzten Tagen begann dann die Katastrophe: Innerhalb von 72 Stunden ist die Krone derart abgerauscht, dass die Diagramme, welche den Kurs anzeigen, nach oben erweitert werden mussten. Wobei wir wieder bei dem Bier wären. In meiner Lieblingskneipe hier in Reykjavik, bezahlt man für ein 0,5-Liter gezapftes 550 Kronen. Bei meinem ersten Besuch nach der Ankunft musste ich also 4,58€ für dieses isotonische Kaltgetränk auf den Tisch blättern. Heute ist der Kurs bei der Europäischen Zentralbank bei 1:265. Wenn ich mich nachher also dort in die Kneipe setze, zahl ich für das gleiche Bier nur noch 2,07€. Für den Touristen aus dem Euroland sind das natürlich Zahlenspiele die Spaß machen, für die isländische Wirtschaft jedoch der Super-Gau. Die Nachrichten überschlagen sich mit Schreckens-Kundgebungen: Schließung der isländischen Staatsbank, Staatsbankrott, etc. – für ein Land das sich über Jahrzehnte an der florierenden Wirtschaft erfreute – und das ist das groteske - auch immer noch erfreut sind das schockierende Entwicklungen. Man hat irgendwie das Gefühl, dass dieses schöne Land ein wenig in eine apokalyptische Stimmung verfallen ist. Aber was heißt das jetzt für mich/uns? Erst einmal natürlich überwiegend positives. Das Preisniveau der Güter des periodischen und episodischen Bedarfs haben sich Deutschland angeglichen und liegen vielfach inzwischen darunter. Man kann im Moment eigentlich nur eines falsch machen. Geld auf einem isländischen Konto zu horten. Aber da ich sowieso nicht allzu viel davon habe und das bisschen sich eigentlich auf meinem Konto im Spreewald ganz wohl fühlt, bin ich im Moment relativ weit davon entfernt ein größeres Opfer dieser Wirtschaftskrise zu werden. Prost!

Ansonsten war die letzte Woche eine ausgesprochen schöne. Angefangen hat diese mit unserem Umzug aus der Industrie-Vorstadthölle in die schöne Altstadt von Reykjavik. Am Dienstag bezogen wir nun endlich unser neues Heim und unsere endgültige Unterkunft für die nächsten Monate. Zusammen mit uns beiden leben noch weitere sechs Bewohner in diesem Haus und bei der Zusammenstellung der Belegschaft könnte man meinen, die Europäische Union hat dieses Domizil als Testfeld für das Zusammenleben unterschiedlicher EU-Nationen entwickelt. Da ist Allen, ein 44 jähriger Schotte welcher isländisch studiert und für uns alle so was wie der gefühlte Vater unseres Big-Brother Hauses ist. Alex ist ein Tscheche wie er im Buche steht. Am Anfang ziemlich unnahbar, voller Zynismus aber dennoch irgendwie herzlich – zumindest dann wenn man zu ihm vorgedrungen ist. Lee kommt aus Irland und ist ein bisschen das Haus-Baby. Mit seinen 21 Jahren lebt er noch zu Hause bei Mama und nutzt die beiden Erasmus-Semester dazu um zu lernen, wie man den Abwasch von Essensresten befreit und das man nach dem Toilettengang die Spülung benutzen muss, um größere Rauchentwicklungen zu vermeiden. Alberto unserer Spanier ist der Herzensbrecher. Sieht man ihn Abends bei einer Tanzveranstaltung so hat er immer eine ganze Horde attraktiver Frauen um sich gescharrt, welche er mit seinem spärlichen Englischkenntnissen, seinen langen Haaren und braunen Augen bezirzt. Wahrscheinlichkeitsrechnungsliebhaber dürfte es bei der Bevölkerungsanzahl unseres Landes nicht verwundern, dass wir natürlich nicht die einzigen Deutschen hier im Haus sind. Und um die Sache auch noch auf die Spitze zu treiben, heißt unser Landsmann natürlich auch noch Stefan, was ja im Geburtsjahr 1984 wiederum auch sehr wahrscheinlich ist. Stefan kommt aus Kiel und ist ein echter Waldschrat. Immer in der Natur unterwegs, nicht allzu sozial kompatibel, aber auf seine Zivilisations-ablehnende Weise trotzdem ganz nett.
Man kann also mit Fug und Recht behaupten das wir in nem ganz schönen Freak-Laden gelandet sind. Wobei man sich dann natürlich auch fragt wie man da selber so reinpasst!? Da wir trotz äußerlicher Unversehrtheit wahrscheinlich auch ne kleine Schacke haben, ertragen wir das ganze hier mit großem Amüsement und ich würde sogar so weit gehen zu sagen, dass wir uns hier sehr wohl fühlen können. Ein Laden mit 10 halbwüchsigen Engländern wäre schlimmer gewesen.
Am Donnerstag Nachmittag habe ich dann Steffen vom Busbahnhof abgeholt und auf dem Weg zu seinem Hotel spürte ich bereits, dass sich was verändert. Der Regen welcher einem ansonsten meistens mit Lichtgeschwindigkeit in die Fresse (Entschuldigung!) schlägt wirkte plötzlich auf einmal so schwerelos und veränderte die Farbe – der Regen war weiß! Es schneite, am 02. Oktober! Als wir uns am Abend mit Steffen in der Kneipe trafen, hatte der draußen tobende Schneesturm bereits ganz Reykjavik mit einer ziemlich dicken und glänzenden Schneedecke überzogen. Es war irgendwie ganz unwirklich und zugleich wunderschön. Am nächsten Tag haben Steffen und ich uns dann auf den Weg gemacht, den Gipfel des Esja zu besteigen. Ausgerüstet mit feinster Bergsteiger-Ausrüstung (Steffen mit Schiene dank Kreuzband-OP, Jeans und Turnschuhen) war der Weg nach oben natürlich auch nicht ganz unanstrengend bzw. ungefährlich. Die Steigung war durchaus beachtlich und auch die Schneewehen hatten es in sich. Teilweise versank man schon mal bis zur Hüfte im weißen Nass. Die Entschädigung erfolgte auf dem Gipfel. Ein wahninniger Blick auf Reykjavik und weite Teile Islands – blauer Himmel und wunderschöner Sonnenschein machten es möglich. (Überhaupt muss ich vermuten, dass Steffen wohl ein direkter Untergebener von Jörg Kachelmann sein muss um so ein Wetter zu organisieren. Als er nämlich am Sonntag Morgen den Flieger Richtung Berlin bestieg, quittierte dies der Wettergott mit einer gehörigen Salve aus Regen und Wind.) DSCN2795DSCN2801Der Freitag Abend wurde anschließend, nach einem Bad im Thermalbad, in einem English-Pub hier in der Nähe unseres Hauses verbracht. Das isländische Nachtleben zeigte sich von seiner besten Seite und nach einigen Mollen sanken wir gegen halb 5, vom Tag erschöpft, ins Bett um nur 3,5 Stunden wieder aufzustehen. Am Samstag stand die Golden-Circle-Tour auf dem Programm. Das Problem dabei war nur, dass ich auf Grund des vorigen Abends meine Fahrtüchtigkeit noch stark in Zweifel zog und so waren wir alle sehr froh, dass sich Stefan (der Waldschrat) bereit erklärte unseren Mietwagen zu fahren. Kerstin konnte sich auch aus ihrem Computer raus schneiden und so machten wir uns zu viert auf den Weg in die Natur. Der Golden-Circle ist eine Rundstrecke nördlich von Reykjavik, auf der man wirklich atemberaubende Natur-Schauspiele zu sehen bekommt. Unsere erste Station war Thingvellir (sprich Cingwetlir), ein Nationalpark in dem die Plattengrenze zwischen der Eurasischen und der Nordamerikanischen Platte liegt. Man kann sich nicht vorstellen wie beeindruckend es ist, diese Spalte zu sehen und die Kraft welche von ihr ausgeht zu spüren. Ich glaub man ist Nirgendwo näher an dem Ursprung unseres Planeten.CIMG2586 In dem besagten Nationalpark traf sich auch die erste Nationalversammlung Islands und 1946 wurde an dieser stelle die Unabhängige Republik Island ausgerufen. Weiter ging unsere Reise zu einem großen Wasser-Spritz-Ding. Ich schreibe das so, weil die Bezeichnung Geysir dafür nicht korrekt ist. Es verhält sich da ähnlich wie mit den Tempo-Taschentüchern. Der Geysir ist ein Eigenname – nur für einen ganz bestimmten. Und dieser Name wurde dann auf der ganzen Welt für diese eruptierende Spezies heißer Quellen verwendet. Der Eigentliche Geysir ist leider nur bis 1930 aktiv gewesen. Dann kamen ein paar bekloppte englische Touristen, haben Steine in ihn rein geworfen und seitdem verweigert er den Dienst. Sein legitimer Nachfolger ist der Strokkur, welcher 20-30m hohe Fontänen in den Himmel katapultiert. Ein Naturschauspiel von unglaublicher Faszination. CIMG2628Abgeschlossen wurde unser Ausflug mit einem Besuch des Gullfoss (Goldener Fall) Wasserfalls. Wir waren von dem Anblick so gefesselt und begeistert, dass es uns alle für einige Minuten die Sprache verschlagen hat und wir jeder für uns allein diesen Anblick in uns aufsogen. Man kann dies nicht erklären oder beschreiben und Fotos geben es auch nicht wirklich wieder – deswegen beschränke ich mich nur auf ein Wort: WAHNSINN!CIMG2656CIMG2648
Beeindruckt durch diese Erlebnisse schwebte ich seitdem über die Insel und komme erst so langsam wieder in Bodennähe. Aber die Weltuntergangsstimmung wird’s schon richten....

Grüße aus dem Armenhaus Europas
Stefan

Montag, 6. Oktober 2008

Es gibt mehr als nur ein Mittel gegen kalte Füße!

Liebe Leser meines kleinen Blogs,

heute hab ich mir - und zwar nicht aus Faulheit - den Einsatz eines Co-Autors gegönnt. Nach etlichen Reportagen aus meinen Tasten soll diesmal ein Besucher aus einer anderen Perspektive über die Eindrücke, welche das Eiland bei einem hinterlässt, berichten. Ich übernehme dann in den nächsten Tagen wieder das Ruder....


Was weiß man über Island - Wollpullover, Geysire, Yaks?! Letzteres kann ich mittlerweile ziemlich sicher ausschließen.

Aber so, oder so ähnlich, sahen meine Gedankengänge noch am letzten Donnerstag aus.
Glücklicherweise war mir aus einem ominösen Blog schon bekannt, dass die tägliche Verpflegung nicht nur aus Walschwarte und selbst gebranntem Schnaps besteht. Also war ich absolut guter Dinge als der Flieger um 14.05 Uhr in Schönefeld in Richtung der Insel aus Feuer und Eis abhob.

Der erste Eindruck verwirrte mich dann aber schon ein wenig. Top moderner Flughafen und so ziemlich jeder den ich ansprach, um meine ersten Schritte auf neuem Land zu setzen, sprach um längen besseres Englisch als ich es von wirtschaftlichen Schwergewichten wie Japan, oder Brasilien kenne. Interessant.
Und es sollte ohne Unterlass so weiter gehen. Technik, Mode, Automobile, Architektur … sicher etwas anders … aber keineswegs rückständig. Eher genau das Gegenteil. Man hat immer den Eindruck, dass hier alles genau so modern wie nötig ist, um den Witterungsbedingungen trotzen zu können. Nicht mehr und nicht weniger.
Und das würde ich wahren Fortschritt nennen. In Island sucht man die Symbiose zwischen Mensch und Natur. Und sie tun gut daran. Denn die Eindrücke die ich in den letzten 2 Tagen sammeln durfte werden ihren Platz tief in mir behalten. Denn genau da spürt die unbarmherzige und unbeugsame Kraft der Natur, aber auch ihre Anmut,
ihre Vollkommenheit …

Um möglichst alle Impressionen zu verarbeiten, gönnt man sich gern das ein oder andere Bier in eine der vielen Bars der Laugarvegur. Diese Arena des Nachtlebens verwandelt sind gegen Mitternacht von der idyllischen Altstadtstraße mit Fischerdorfflavor wirklich zum Schlachtfeld. Da wird geposed, um die Wette gesoffen und diskutiert bis die Sonne wieder überm Meer aufgeht. Vielen Isländern scheint das aber noch nicht zu genügen. Und so sucht er sich spätestens nach dem Verlust von Gleichgewichtssinn und Muttersprache einen Gleichgesinnten um sich den Alkohol mit Gewalt aus dem Kopf zu schlagen. Unschwer zu erkennen das die britische Armee mehr als nur Güter importiert hat. Aber auch das ist irgendwie nich unsympathisch. Es wirkt eher wie der Ausbrauch einer heißen Quelle, irrtümlicher Weise Geysir genannt, den man erwartet, der passiert und der vorbeigeht um wieder erwartet zu werden. Es gehört irgendwie dazu ... zum Land aus Feuer und Eis.

Alles in Allem wird einem viel mehr geboten als sich auf den ersten Blick erschließt. Island ist meiner Meinung nach immer eine Reise wert, wenn man mehr sucht als nur einen schweren Kopf nach einer durchzechten Nacht. Was man hier aber auch verpasst, wenn einem der Sinn danach steht.

An dieser Stelle möchte ich nur noch schnell danke sagen, für ein sehr schönes Wochenende und die Erkenntnis das die kalten Füße nicht die Aufgabe, sondern der Weg dorthin vielleicht das Ziel ist.

Passt auf euch auf, ihr Zwei.

Steffen

Sonntag, 28. September 2008

Freudentanz und Hausordnung

Erst einmal Danke, Danke, Danke. Danke für euer Daumen drücken. Ich kann nur sagen, es hat augenscheinlich geholfen. Wir haben letzten Dienstag den Mietvertrag für unsere kleine Bleibe der nächsten Monate unterschrieben und sind überglücklich. Es ist wirklich genau das, was wir uns vorgestellt haben und freuen uns jetzt noch viel mehr auf die Zeit, die uns hier erwartet.
Es ist gar nicht so einfach in einem wöchentlichen Bericht wiederzugeben, was das Leben hier so ausmacht. Vielfach sind es eher die kleinen Dinge, die das Leben hier wiederspiegeln und die sich zu einem großen Bild zusammen setzen. Aber ich werde trotzdem Versuchen meinem, unseren Leben hier die Bilder und Worte zu entreißen. Begonnen hat die letzte Woche erst so richtig am Dienstag, als wir uns im Kaffé Paris mit unserem Vermieter trafen um den Mietvertrag zu unterzeichnen. Ein sehr ruhiger und sympatischer Mensch, der ursprünglich aus Norwegen kam um zusammen mit seiner Frau hier in Island das Glück zu finden. Und dieses Abbild eines Klischees eines nordischen Menschen vermietet nun sein kleines Guesthouse über Monate an eine Horde wild gewordener Austauschstudenten. Da er dies nicht zum ersten Mal tut hat ihn die Erfahrung gelehrt, gewisse Regeln für das Leben in seinem Hause aufzustellen. Und da mündliche Zusicherungen seitens junger Menschen, welche wie benommen durch ein neues Land taumeln, meistens nicht so zuverlässig sind, ließ sich also dieser nette Island-Norweger auch von uns die Hausordnung per Unterschrift bestätigen. Da er nach Abreise seiner Gäste sein schönes Häuschen nicht unbedingt renovieren möchte, stellte er also einen, in einigen Punkten ziemlich regiden, Putzplan auf. So ist jeder der acht Bewohner verpflichtet, eine Woche lang (im acht-wöchigen Turnus) die Putzaufgaben zu übernehmen. Und ich sag mal so: Für diese Woche sollte man sich am besten von der Uni oder Arbeit freistellen lassen. Ein kleiner Auszug:

1. Alle Tische und Fensterbretter einmal pro Woche abwischen
2. Die Flure saugen
3. Toiletten, Waschbecken und Duschen säubern
4. Fliesen wischen
5. Nach dem Wischen, alle benutzten Lappen in der Waschmaschine waschen
6. Staubsaugerbehälter leeren
7. Toilletenpapier und Seifebehälter auffüllen
8. usw.

.... Ich denke unsere Freunde aus dem Kino wissen, was hier auf uns zukommt!

Ansonsten bin ich in dieser Woche mit meinem Freund Chen dem Chinesen mit dem Linienbus nach Akranes gefahren. Das ist ein kleiner Ort auf der gegenüberliegenden Seite der Bucht. Ein kleines verschlafenes Fischer-Städtchen mit circa 10.000 Einwohner. Es ist nicht besonders schön, aber man spürt dort sehr eindringlich die Ursprünglichkeit des isländischen Lebens. Überall entdeckt man alte, verrostete Fischerboote, zahllose Netze und Reusen und an jeder Ecke riecht es nach Fisch aus den vielen Fischverarbeitungsfabriken. Durch den kalten Wind und den anhaltenden Regen durchgefroren, spazierten Chen und ich in ein kleines Geschäft, welches uns mit einem warmen, duftenden und kostenlosen Kaffe wieder nach draußen entließ.
Mit dem Kaffé in der Hand, die kleinen Kegel auf der Straße ignorierend, setze ich meinen Fuß auf dem gegenüberliegenden Bürgersteig und merkte wie mein Fuß in diesem versank. Ich hatte meine Fußabdruck in dem frischen Beton hinterlassen. Falls jemand also einmal nach Island kommt und das kleine Akranes besucht, sollte dieser an einem kleinen Kaffé in der Nähe des Hafens mal seinen Blick nach unten richten....Größe 43.
Das wahre Erlebnis ist jedoch die Fahrt von Reykjavik nach Akranes. Die Fahrt führt durch eine wunderschöne Landschaft aus grünem Grass und kalten Lava-Boden, vorbei an Schafen und alten Fischerhütten, kleinen Kirchen und Wasserfällen, welche vom Esja herunterfließen. Der Esja ist die höchste Erhebung des Gebirges, welches von Reykjavik auf der gegenüberliegendes Seite der Bucht zu sehen ist. Der Gipfel des Esja ist meist in dicke, graue Wolken gehüllt. Doch wenn diese der Sonne nachgeben und den Blick auf ihn freigeben, so erstrahlt schon jetzt, Ende September, sein Gipfel im schönsten weiß. In der nächsten Woche werde ich zusammen mit Steffen die Gipfelerstürmung in Angriff nehmen und anschließend in einer heißen Quelle feiern. Bis dahin liegen noch ein paar Vorlesungen in der Universität und ein Umzug vor mir. Aber ich kann sagen, dass ich mich auf diese Woche sehr freue....Island beginnt langsam, mich mehr und mehr einzufangen.

Liebe Grüße an alle.....und nochmal: Danke

Stefan

P.S: noch mehr Auslandsabenteuer können mit einem "Klick" auf einen meiner Links verfolgt werden. Für einen weiteren Blick aus anderer Perspektive auf Island empfiehlt sich Kerstins Webblog. Fatzke (alias Markus) und Malte berichten über ihr Leben in Nordirland und Deik schreibt auf sehr unterhaltsame Weise über seine Erfahrungen in Finnland.

Sonntag, 21. September 2008

Daumen benötigt !!!

Hallo Leute, heute mal ein etwas eigen- bzw. zweigennütziger Beitrag von mir. Wir brauchen eure Hilfe! Keine Angst, wir wollen nicht euer Geld sondern nur eure Daumen zum drücken. Wir haben heute ein Zimmer in einem Guesthouse mitten in der Altstadt gesehen. Ein kleines blaues Haus mit einem wunderschönen Zimmer. Wahnsinnig schön eingerichtet mit einem Holzfußboden im Zimmer, roten Teppichen im Flur, einer traumhaften Küche mit einer gemütlichen Couch und 7 weiteren Menschen, die dort wohnen. Es ist wirklich genau das was wir uns vorstellten, nur hat die Sache einen kleinen Haken. In dem einen Zimmer wohnt ein Student, wessen Freundin ab 01.10 nach Island kommt. Dieser möchte nun mit ihr zusammen in das Zimmer ziehen, dass wir auch soo gerne hätten. Die Vermieter (welche auch wahnsinnig nett sind) haben ihm nun bis Dienstag Zeit gegeben einen Nachmieter für sein Zimmer zu finden. Mit anderen Worten: Findet er bis Dienstag jemand, dann ist der Traum für uns leider geplatzt. Also bitte, bitte, bitte, drückt uns alles was ihr habt.....

... die Auflösung gibts dann am Dienstag.

Liebe Grüße,
Stefan & Kerstin

Freitag, 19. September 2008

Pressefreiheit

Es kann jetzt übrigens jetzt jeder der sich danach fühlt auch ohne Anmeldung einen Kommentar über meinen Blödsinn abgeben. Viel Spaß dabei.....

Furchtbare-, Komische- und eine Woche voller Suchen

Die letzten 1,5 Wochen hier auf der Insel waren in vielerlei Hinsicht wirklich nicht einfach! Der Tod meiner Oma hat mich ziemlich ausgenockt und beschäftigt mich jeden Tag. Es ist nicht einfach sich auf das alles was hier passiert so einzulassen und zu konzentrieren, wenn man dieses Gefühl im Hintergrund hat, aber es muss weitergehen und das tut es auch. Eine wunderbare Band sang einmal: Die Sonne scheint so oder so, die Wolken entscheiden ob man sie sieht - und das ist exakt das was im Moment geschieht. Die Wolken sind gerade ziemlich dicht (auch im wahrsten Sinne des Wortes) und es fällt schwer das wunderbare zu sehen. Also, was ist zur Zeit so los? Ich würde sagen wir sind immer noch dabei uns hier einzuleben. Es ist seltsam, wenn man in ein anderes Land geht denkt mann, dass Leben geht automatisch los und man muss nicht besonders viel dafür tun. Aber das stimmt nicht, wie ich festgestellt hab. Jeder Mensch, der in Island für eine längere Zeit lebt und einer Beschäftigung nachgeht (Arbeit, Uni), braucht eine Identifikationsnummer - auf isländisch: Kennítala. Das ist eine Nummer, die sich aus dem Geburtsdatum und einer beliebigen Zahl zusammensetzt. Ich habe diese Nummer gleich nach unserer Ankunft hier in Reykjavik bei der National Registry beantragt und normaler weise dauert die Ausstellung bei Studenten maximal eine Woche. Ich habe meine Nummer gestern bekommen. Der Grund für die Verzögerung war, dass die Adresse unseres Guesthouse "illegal" war, wie mir das Einwohnermeldeamt mitgeteilt hat. Und das sich niemand mit einer Adresse in einem Guesthouse dauerhaft regestrieren kann. Dass nahezu alle Austauschstudenten hier in nem Guesthouse wohnen, spielte bei mir anscheinend keine Rolle. Jedenfalls wohne ich jetzt offiziell bei meiner Vermieterin zu Hause. Wobei wir gleich bei dem nächsten Punkt wären. Wir ziehen Ende des Monats nochmal um. Unser Zimmer in dem Guesthouse ist wirklich ganz schön, sauber, groß und es hat alles was wir hier brauchen, aber es ist nicht besonders schön gelegen. Wenn man aus dem Fenster schaut sieht man zwar Island, dass heisst Berge, eine Bucht und grüne Wiesen, aber wenn man direkt nach unten schaut sieht man auch, dass wir direkt an einer relativ großen Straße und über einer Autowerkstatt wohnen. Das Guesthouse liegt in 110 Reykjavik, einem Industriegebiet mit Lagerhallen, Autohäusern und Lackierereien. Die Bushaltestelle ist zwar gleich vor der Tür, aber der Haltepunkt liegt mitten auf der Autobahn unter der letzte Bus aus der Innenstadt fährt um halb zwölf abends. Für alle die gleich ein Flugzeug chartern und uns hier rausholen wollen sei gesagt: Es ist bei weitem nicht so furchtbar wie diese Beschreibung jetzt klingt und für den ersten Monat ist es auch wirklich okay....aber nicht für die ganze Zeit. Wir haben uns deshalb entschlossen uns ein kleines Quartier in der Nähe der Altstadt zu suchen. Gestern waren wir uns auch schon ein kleines Zimmer in 105 Reykjavik anschauen und es war echt sowas von gemütlich. Ein kleiner Raum mit Holzfußboden, ein gemütliches Bad und die Küche teilt man sich mit der Besitzerin, die ebenfalls dort wohnt. Das ist total witzig, weil man irgendwie direkt in ihrer Wohnung mitwohnt, aber uns hat es auf Anhieb gefallen und wir glauben, dass wir uns dort sehr zu Hause fühlen könnten. Morgen folgen dann noch weitere Besichtigungen (unter anderem ein Guesthouse in 101 Reykjavik - also mitten in der Altstadt!!!) und ich denke, dass wir uns dann bis Sonntag entscheiden, wo unsere endgültige Unterkunft für die verbleibenden 8 Monate seien wird.
In der Uni läuft eigentlich alles gut, außer das ich von der Intensität des Universitären Lebens schon ein wenig kalt erwischt wurde. Es ist hier so, dass ein Kurs grundsätzlich 4 Semesterwochenstunden hat. Da ich 5 Kurse besuche, sind das ganze 20 Stunden in der Woche. Dazu kommt, dass es von einem Kurs zum nächsten immer auch n ganzen Batzen Hausaufgaben gibt, welche dann auch vom Onkel Lehrer pflichtbewusst eingesammelt und bewertet werden. Ihr seht, ich befinde mich gerade auf einer Zeitreise in die Schulzeit. Aber es macht trotzdem Spaß und der ein oder andere nette Kommilitone (chinesisch, australisch, deutsch) ist mir auch schon über den Weg gelaufen. Und weil ja Deutsche im Ausland nichts anderes zu tun haben, treffen wir uns gleichmal morgen auf ne runde Bundesliga gucken. Ich hoffe ich blamiere mich da morgen nicht mit meiner Cottbus-Sympathie. Mir schwant böses.....

So, meine Augen verschwimmen langsam etwas, mein Magen knurrt und meine Hände zittern ... ich geh jetzt Suppe kochen!

Habt eine schöne Woche in der Heimat....

Stefan

Donnerstag, 11. September 2008

....

Jetzt bin ich doch in diesem Moment soweit weg und ich wäre so gern da! Ich habe wirklich geglaubt wir sehen uns noch einmal wieder, aber das hat leider nicht sollen sein. Ich hoffe du schaust mir jetzt zu und weißt das es mir gut geht. Und ich habe auch wirklich genug zu Essen.....

Oma, ich liebe dich!

CIMG1138

Montag, 8. September 2008

Gegendarstellung

Und um das eben verfasste ein wenig zu relativen und dennoch zu unterstützen, hier der Blick aus unserem Zimmer.
CIMG1170

Billigflieger, Fastfoodketten, Musikfernsehen.......

Auf nach Island und alles ist anders. Das Land - ein verschlafenes kleines Paradies in der Mitte vom Nirgendwo. Die Menschen - Männer mit langen Bärten und Frauen mit weiß-blonden Haaren und großer Hornbrille, oder zumindest mit der Elfenartigen Erscheinung von Björk. Das Essen - paniertes Walfischsteak und gefüllter Schafskopf..... So, haben wir jetzt alle Bilder von Island im Kopf zusammen? Ja? Na dann passt mal auf: Ich verließ unser wunderschönes kleines Deutschland/Berlin/Prenzlauer Berg, um einmal etwas völlig anderes zu sehen. Ein anderes Land mit anderen Menschen, eben wie oben beschrieben. Doch wie naiv kann man denn sein? Island ist längst nicht mehr das kleine, verschlafene weiße Stück auf der Landkarte, dass von der restlichen Zivilisation der Welt abgeschnitten ist. Das war es vielleicht noch 1990, aber Anno 2008 befindet man sich hier jedenfalls mitten in Europa. Und wem haben wir das zu verdanken? Natürlich der bösen, bösen Globalisierung. Die Grenzen in Europa sind offen. Wenn man nach Island einreist, muss man nicht mal seinen Ausweis zur Identifizierung vorzeigen. Und wie kommt man nach Island? - Natürlich mit dem Billigflieger! Für maximal 150€ ist man hier und bringt seine Kultur natürlich gratis mit. Oder anders herum. Die Elfengleichen jungen Menschen dieser Insel ziehen sich statt hand-genähten Wollpullis lieber die aktuelle Herbstkollektion von Zara über ihre Sonnenbank-gebräunten Körper und holen sich im Schlecker das Haarbleichungsmittel für die perfekte isländische Haarfarbe. Dann setzen sie sich in ihren VW Golf, Toyota Corolla und hören auf dem Weg in die Universität natürlich Madonna in ihrem Radio. Ja, die Popkultur ist hier angekommen, aber wie könnte das auch anders sein? MTV sendet über Satteliet natürlich auch nach Island! Und im Hörsaal der Universität angekommen klappen sogleich alle ihren Macbook auf und surfen im WorldWideWeb. Nach der Uni trifft man sich im Kaffee in der Innenstadt von Reykjavik. Und ich versichere euch: Vor lauter Sonnebrillen, Milchkaffee´s, Schwangerschafts-bäuchen, Macbooks und Chucks würde der Prenzlauer Berg glatt vor Neid erblassen.
Wird so durch die omnipräsente Globalisierung einem Land und einer Stadt die Identität gestohlen? - Ja und Nein! Natürlich findet man hier nicht mehr das von der Außenwelt abgeschottete Paradies, aber wenn man durch die Straßen von Reykjavik läuft, hat man trotz dem vielen Vertrauten ein merkwürdiges und spannendes Gefühl des Rätselhaften und des Unbekannten. Und um dass aus einem auszutreiben muss MTV noch eine Weile senden.....

Liebe Grüße aus Europa,
Stefan

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