Es kann jetzt übrigens jetzt jeder der sich danach fühlt auch ohne Anmeldung einen Kommentar über meinen Blödsinn abgeben. Viel Spaß dabei.....
Vogtisson - 19. Sep, 20:46
Die letzten 1,5 Wochen hier auf der Insel waren in vielerlei Hinsicht wirklich nicht einfach! Der Tod meiner Oma hat mich ziemlich ausgenockt und beschäftigt mich jeden Tag. Es ist nicht einfach sich auf das alles was hier passiert so einzulassen und zu konzentrieren, wenn man dieses Gefühl im Hintergrund hat, aber es muss weitergehen und das tut es auch. Eine wunderbare Band sang einmal: Die Sonne scheint so oder so, die Wolken entscheiden ob man sie sieht - und das ist exakt das was im Moment geschieht. Die Wolken sind gerade ziemlich dicht (auch im wahrsten Sinne des Wortes) und es fällt schwer das wunderbare zu sehen. Also, was ist zur Zeit so los? Ich würde sagen wir sind immer noch dabei uns hier einzuleben. Es ist seltsam, wenn man in ein anderes Land geht denkt mann, dass Leben geht automatisch los und man muss nicht besonders viel dafür tun. Aber das stimmt nicht, wie ich festgestellt hab. Jeder Mensch, der in Island für eine längere Zeit lebt und einer Beschäftigung nachgeht (Arbeit, Uni), braucht eine Identifikationsnummer - auf isländisch: Kennítala. Das ist eine Nummer, die sich aus dem Geburtsdatum und einer beliebigen Zahl zusammensetzt. Ich habe diese Nummer gleich nach unserer Ankunft hier in Reykjavik bei der National Registry beantragt und normaler weise dauert die Ausstellung bei Studenten maximal eine Woche. Ich habe meine Nummer gestern bekommen. Der Grund für die Verzögerung war, dass die Adresse unseres Guesthouse "illegal" war, wie mir das Einwohnermeldeamt mitgeteilt hat. Und das sich niemand mit einer Adresse in einem Guesthouse dauerhaft regestrieren kann. Dass nahezu alle Austauschstudenten hier in nem Guesthouse wohnen, spielte bei mir anscheinend keine Rolle. Jedenfalls wohne ich jetzt offiziell bei meiner Vermieterin zu Hause. Wobei wir gleich bei dem nächsten Punkt wären. Wir ziehen Ende des Monats nochmal um. Unser Zimmer in dem Guesthouse ist wirklich ganz schön, sauber, groß und es hat alles was wir hier brauchen, aber es ist nicht besonders schön gelegen. Wenn man aus dem Fenster schaut sieht man zwar Island, dass heisst Berge, eine Bucht und grüne Wiesen, aber wenn man direkt nach unten schaut sieht man auch, dass wir direkt an einer relativ großen Straße und über einer Autowerkstatt wohnen. Das Guesthouse liegt in 110 Reykjavik, einem Industriegebiet mit Lagerhallen, Autohäusern und Lackierereien. Die Bushaltestelle ist zwar gleich vor der Tür, aber der Haltepunkt liegt mitten auf der Autobahn unter der letzte Bus aus der Innenstadt fährt um halb zwölf abends. Für alle die gleich ein Flugzeug chartern und uns hier rausholen wollen sei gesagt: Es ist bei weitem nicht so furchtbar wie diese Beschreibung jetzt klingt und für den ersten Monat ist es auch wirklich okay....aber nicht für die ganze Zeit. Wir haben uns deshalb entschlossen uns ein kleines Quartier in der Nähe der Altstadt zu suchen. Gestern waren wir uns auch schon ein kleines Zimmer in 105 Reykjavik anschauen und es war echt sowas von gemütlich. Ein kleiner Raum mit Holzfußboden, ein gemütliches Bad und die Küche teilt man sich mit der Besitzerin, die ebenfalls dort wohnt. Das ist total witzig, weil man irgendwie direkt in ihrer Wohnung mitwohnt, aber uns hat es auf Anhieb gefallen und wir glauben, dass wir uns dort sehr zu Hause fühlen könnten. Morgen folgen dann noch weitere Besichtigungen (unter anderem ein Guesthouse in 101 Reykjavik - also mitten in der Altstadt!!!) und ich denke, dass wir uns dann bis Sonntag entscheiden, wo unsere endgültige Unterkunft für die verbleibenden 8 Monate seien wird.
In der Uni läuft eigentlich alles gut, außer das ich von der Intensität des Universitären Lebens schon ein wenig kalt erwischt wurde. Es ist hier so, dass ein Kurs grundsätzlich 4 Semesterwochenstunden hat. Da ich 5 Kurse besuche, sind das ganze 20 Stunden in der Woche. Dazu kommt, dass es von einem Kurs zum nächsten immer auch n ganzen Batzen Hausaufgaben gibt, welche dann auch vom Onkel Lehrer pflichtbewusst eingesammelt und bewertet werden. Ihr seht, ich befinde mich gerade auf einer Zeitreise in die Schulzeit. Aber es macht trotzdem Spaß und der ein oder andere nette Kommilitone (chinesisch, australisch, deutsch) ist mir auch schon über den Weg gelaufen. Und weil ja Deutsche im Ausland nichts anderes zu tun haben, treffen wir uns gleichmal morgen auf ne runde Bundesliga gucken. Ich hoffe ich blamiere mich da morgen nicht mit meiner Cottbus-Sympathie. Mir schwant böses.....
So, meine Augen verschwimmen langsam etwas, mein Magen knurrt und meine Hände zittern ... ich geh jetzt Suppe kochen!
Habt eine schöne Woche in der Heimat....
Stefan
Vogtisson - 19. Sep, 19:51